Sauberes Trinkwasser und eine sanitäre Grundversorgung sind nicht nur Menschenrechte, sondern auch Teil der Menschenwürde und der Grundstein für eine nachhaltige Entwicklung. So zumindest formuliert es die UN-Resolution 64/292 der Generalvollversammlung der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2009. In vielen Teilen der Welt ist das Menschenrecht auf Wasser jedoch eher Wunschvorstellung als Realität.
Mehr als 60 Jahre nach der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, haben die Vereinten Nationen am 28. Juni 2010 der Forderung nachgegeben, das Recht auf Wasser und adäquate sanitäre Versorgung in die Liste der Menschenrechte aufzunehmen.1https://www.aktion-deutschland-hilft.de/de/fachthemen/wasser/historie-das-menschenrecht-auf-wasser/ Angesichts alarmierender Zahlen war dieser Schritt im Rahmen der 64. Generalversammlung bereits überfällig. Sauberes durchgängig verfügbares Trinkwasser ist, dem Wasserbericht der UNESCO zufolge, circa 2,2 Milliarden Menschen verwehrt. Zusätzlich leben etwa 4,2 Milliarden Menschen ohne jedwede sanitäre Grundversorgung. Besonders betroffen sind Schulen und Gesundheitseinrichtungen.
Täglich sterben fast 1.000 Kinder unter 5 Jahren an Krankheiten, die mit verschmutztem Trinkwasser oder schlechter sanitärer Versorgung in Verbindung stehen.2https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/presse/2015/weltwassertag-2015/73998 Insgesamt schätzt die Weltgesundheitsorganisation WHO die Zahl der jährlichen Toten im Zusammenhang mit inadäquatem Trinkwasser und schlechten hygienischen Bedingungen auf 3,4 Millionen weltweit.3https://www.pharmazeutische-zeitung.de/2016-08/un-weltweit-millionen-tote-durch-verunreinigtes-wasser/ 90% der Betroffenen leben in Asien und Teilen Afrikas südlich der Sahara.
zu sanitären Anlagen ein Problem dar. Auch Landraub (land grabbing), Wasserraub und Privatisierung von Wasser spielen eine starke Rolle in Ländern des globalen Südens und Nordens. Verstärkt versuchen international agierende Konzerne Wasser und Wasservorkommen zu privatisieren und kommerziell zu nutzen.
Vor allem in Afrika fehlen Regionalorganisationen und ähnliche Strukturen, die Wasser als öffentliches Gut erhalten wollen und können. Die politischen Strukturen in vielen afrikanischen Staaten erleichtern Privatpersonen und Unternehmen den Erwerb von Wasser- und Landtiteln.4https://www.fluchtgrund.de/2017/09/wie-die-privatisierung-des-suesswassers-afrika-den-wasserhahn-zudreht/ Kommt zu der bereits prekären Lage bei sauberem Trinkwasser und sanitärer Versorgung auch noch die Privatisierung von Wasser hinzu, führt das dazu, dass vielen Menschen ihr Menschenrecht auf Wasser verwehrt bleibt.
(Quelle: Resolution der 64. Generalversammlung der Vereinten Nationen)
Wie wichtig der Grundsatz „Wasser ist Menschenrecht“ jedoch ist, zeigt nicht nur der Resolutionstext der Vereinten Nationen, sondern auch die verschiedenen Berichte zum Stand der Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Seit 2015 ist dort „sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“ als alleinstehendes Ziel der nachhaltigen Entwicklung genannt.
Zwar liegt die größte Verantwortung für die gesicherte Verfügbarkeit von Wasser für alle Menschen bei der Politik und privaten Konzernen, doch auch individuelles Engagement trägt zur gerechten Wasserverteilung weltweit bei. Dies erfordert zunächst eine Reflektion des eigenen Umgangs mit alltäglichem Wasser, aber auch dem virtuellen Wasser, das bei der Herstellung diverser Produkte anfällt.
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Weiterhin ist ein bewusster Umgang mit Wasserressourcen erforderlich. Sei es durch direktes Einsparen von Wasser im Alltag und Haushalt oder durch das Einsparen von virtuellem Wasser durch Verzicht auf Produkte mit hohem Wasserfußabdruck. So kann eine Ernährung mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln und wenigen bis keinen tierischen Produkten zur Reduzierung des Wasserfußabdrucks8Der Wasserfußabdruck beschreibt die Gesamt
menge an Wasser, die bei der Produktion verbraucht oder verschmutzt wird. beitragen. Denn gerechter Zugang zu Wasser kann nur durch globale Zusammenarbeit und einem weltweit nachhaltigen Ressourcenumgang garantiert werden.
Wer sich außerdem darüber informiert, welche Konzerne besonders stark an der Privatisierung von Wasser beteiligt sind, kann sich bewusst gegen den Konsum ihrer Produkte entscheiden, um aktiv die gerechte Verteilung von Wasser zu fördern.
Das Engagement für Ressourcengerechtigkeit und gegen Wasserraub sind zentrale Themen der Arbeit des Weltfriedensdienst. Beide bilden den Hauptfokus unserer Bildungs- und Kampagnenarbeit. Mit unserem Aktions-Programm act4change sensibilisieren wir Schüler*innen für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser und den Schutz des Menschenrechts auf Wasser. Mit unserem Wassermobil stehen wir bundesweit auf Veranstaltungen wie etwa städtischen Nachhaltigkeitswochen. Mit der Online-Wasserampel und der Wasserseite bieten zudem der breiteren Öffentlichkeit einen leichten und interaktiven Zugang zum Thema.
Weiterhin setzt sich der Weltfriedensdienst auch in internationaler Zusammenarbeit mit seinen Partnerorganisationen dafür ein, dass das Menschenrecht auf Wasser weltweit eingehalten wird.
In Gaza sank der Anteil der Bevölkerung mit Zugang zu sauberem Trinkwasser zwischen 2000 und 2014 von 98% auf rund 11%.9https://www.un.org/unispal/document/state-of-environment-and-outlook-report-for-the-opt-2020-un-environmental-program-report/ Das Grundwasser in Gaza verknappt und ist von Verschmutzung betroffen.10https://www.rosalux.de/news/id/42074/der-wassersektor-im-gazastreifen-ein-un-loesbares-problem Obwohl das Grundwasser nur noch durch Brunnen erreichbar ist,11https://www.rosalux.de/news/id/41620/kampf-ums-wasser-in-palaestina bekommt die palästinensische Bevölkerung in Gaza keine Genehmigungen für Brunnen-Neubauten. Der Zugang zu Wasser wir zunehmend schwerer für Palästinenser*innen. Die fünf Partner-Organisationen des Weltfriedensdienst in Palästina und Israel haben sich die Einhaltung der Menschenrechte und ein friedliches Zusammenleben zur Aufgabe gemacht. Zum Menschenrecht auf Wasser arbeiten wir mit dem Badil Resource Center für Palestinian Residency and Refugee Rights zusammen. Die Organisation engagiert sich für Geflüchtete und Vertriebene und dabei auch für die Sicherung des Menschenrechts auf Wasser.
Gemeinsam mit lokalen Partnern unterstützen wir Menschen, ihre Lebensumstände aus eigener Kraft zu verbessern. Als gemeinnützige Organisation der Entwicklungszusammenarbeit sind wir in mehr als 20 Ländern rund um den Globus aktiv.