Wasserkonflikte
Vom Wettlauf zum Krieg um Ressourcen?

Der Kampf um die Ressourcen der Erde ist in vollem Gange. Auch vom Wettlauf um die Arktis ist immer häufiger die Rede. Dahinter steht Angst oder kühle Berechnung: Es ist nicht genug für alle da! Zumindest wenn die Bevölkerung weiter so anwächst, wie angenommen. Die Prognose, dass die bestehenden Kämpfe um Wasser radikaler werden, wenn der Wassermangel weiter steigt, liegt demnach nahe.

 

© Europäische Union 2018

Nil als Beispiel aus der Forschung

Die meisten gewalttätig ausgetragenen Wasserkonflikte werden auf nicht-staatlicher Ebene zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen ausgefochten. Ein Beispiel dafür sind die Wasserkonflikte am Nil zwischen Hirten und Kleinbauern aus der Oromia und Somali Region in Äthiopien. Zwischen beiden Gruppen kommt es im Einzugsgebiet des Blauen Nil und seiner Zuflüsse immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen um Weideland und knappe Wasserressourcen. 1https://www.forumue.de/wp-content/uploads/2019/01/04_Kampf-um-Kenias-Ressourcen_Bunke.pdf

Verschärft werden diese Konflikte durch eine geringe wirtschaftliche Resilienz der Kleinbauern und durch die Agroindustrie. Denn die Kleinbauern können mit den Billigimporten aus der EU und den USA nicht mithalten und werden zunehmend ärmer. Dazu kommt, dass Äthiopien im großen Ausmaß Land an ausländische Investoren verpachtet. Was diese auf den Ländereien anbauen, wird oft intensiv bewässert und später exportiert. Dadurch wird die lokale Wasserknappheit zusätzlich verstärkt.

Da die internationalen Agrarkonzerne auch Wasser am Oberlauf des Nils abgraben, sind auch die Anrainerstaaten wie der Südsudan oder Ägypten von Wasserknappheit betroffen. Nicht nur innerstaatliche Wasserkonflikte, sondern auch Spannungen auf bilateraler und internationaler Ebene werden so begünstigt Studien der letzten 20 Jahre zeigen jedoch, dass Wasserkonflikte zwischen den Staaten bisher nicht gewaltsam ausgetragen werden, sondern häufig zu zwischenstaatlicher Kooperation führen. Ob diese anhält und inwieweit Konflikte innerhalb der Staaten friedlich und konstruktiv gelöst werden, hängt von den einzelnen Akteuren ab. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das Potenzial für einen Krieg um Wasser gering. Es bleibt zu hoffen, dass Wasserkonflikte weiterhin konstruktiv und positiv gelöst werden.

Engagement des Weltfriedensdienst e.V.

Wasserknappheit und unklare Nutzungsrechte führen auch an den Ufern des kenianischen Flusses Ewaso Nyirio zu innerstaatlichen Konflikten. Und auch hier wirken politische und soziale Faktoren, die gewaltsame Konflikte begünstigen. Der Fluss verläuft durch ganz Kenia und bildet im Norden des Landes die Lebensgrundlage für 3,6 Millionen Menschen.

Unsere Partner-Organisationen Isiolo Peace Link und Indigenous Movement for Peace Advancement and Conflict (IMPACT) rufen zur gemeinsamen Flusswanderung entlang des Ewaso Nyrio auf – in Begleitung von mehreren Kamelen. So werden die kenianischen Aktivisten von ansässigen Nomaden und 15 Kamelen begleitet, um die Einwohner, denen sie auf ihrem Weg begegnen, auf die vielfältigen Bedrohungen für den Fluss aufmerksam zu machen. Denn durch schwindendes Wasser und damit schrumpfendes Weideland werden Ressourcenkonflikte zwischen den ethnischen Gruppen, die die Ufer des Ewaso Nyrio bewohnen, verstärkt.

Die Kamelkarawane bietet den Menschen am Fluss nicht nur Raum, um über Probleme und Nöte zu sprechen und sondern leistet auch Aufklärungsarbeit. Außerdem bringt sie Menschen verschiedener Ethnien dazu sich gemeinsam für Ressourcengerechtigkeit einzusetzen und sichert ein friedliches Zusammenleben entlang des Flusses.

Außerdem konnten die Partner des Weltfriedensdienst auch mediale Aufmerksamkeit für die Kamelkarawane wecken: Sowohl in Zeitungen, als auch im kenianischen Fernsehen wurde nach der letzten Wanderung über die Kamelkarawane berichtet. So werden auch die Behörden- und Regierungsvertreter auf die Wasserkonflikte aufmerksam gemacht.

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Gemeinsam mit lokalen Partnern unterstützen wir Menschen, ihre Lebensumstände aus eigener Kraft zu verbessern. Als gemeinnützige Organisation der Entwicklungszusammenarbeit sind wir in mehr als 20 Ländern rund um den Globus aktiv.